Mit seinem Kurzvideoformat revolutioniert TikTok Social Media. Die Feeds der meist jungen User*innen werden mit den kurzen Clips überschwemmt und ziehen damit extrem viel Aufmerksamkeit auf sich. Kein Wunder, dass andere Plattformen nachrüsten und die Funktion auch bei sich implementieren, um da noch mithalten zu können. Wie sie das jeweils umsetzten, erklären wir hier.
Mehr als die Hälfte der GenZ und etwa ein Drittel der Millennials benutzen TikTok. Dies geht aus einer Social-Media-Monitor-Umfrage von YPulse hervor. Besonders im letztens Jahr wuchs die Plattform enorm, sodass sich auch viele Marken dazu entschlossen, TikTok für bezahltes sowie für organisches Marketing zu nutzen. Beides stellt sich auf der beliebten Plattform als profitabel heraus. Um da nicht unterzugehen, ziehen nun auch andere Social-Media-Plattformen nach und laufen mit neuen Features um die Wette.
TikTok-Nachahmer begannen im Jahr 2020 aufzutauchen. Dabei gab es die eine oder andere Startup-App, welche ihr Glück versuchte, als auch die altbekannten Social Media Plattformen, welche begannen, das Kurzvideo-Format auch bei sich zu implementieren. Dabei wurde oft keine Zeit und Mühe gescheut: Instagram integrierte ihr neues Format Reels gefühlt innerhalb von Rekordzeit auf der Plattform. Auch das Layout der App war nicht zu schade und wurde mit der Integration komplett umgestaltet, um gleich zu Beginn mehr Aufmerksamkeit auf das neue, TikTok-ähnliche Format zu lenken.
Aber reichen tut dies nicht, um dem bisher stärksten Konkurrenten für Instagram nachhaltig Stand zu halten. Instagram legt nach und führt offiziell die Shopping-Option in Reels ein. Diese ermöglicht es den Nutzern, die gesehenen Artikel über eine Schaltfläche «Produkte ansehen» direkt zu finden und in einen Shop zu gelangen. Instagrams CEO Adam Mosseri möchte sich darauf konzentrieren «sinnvolle Möglichkeiten für Kreative zu schaffen, um auf Instagram ihren Lebensunterhalt zu verdienen, weil sie sonst zur Konkurrenz gehen».
Instagram ist nur eins der vielen Beispiele, welche andere Plattformen zeigen, die um Biegen und Brechen versuchen mit TikTok Schritt zu halten. Mehr Unternehmen werden auch im Jahr 2021 versuchen, mit dem Kurzvideoformat in irgendeiner Weise zu punkten. Wir zeigen einige der vielversprechendsten Beispiele:
Snapchat führte im November letzten Jahres ihren neuen Bereich «Spotlight» in die App ein. Hier können Nutzer in einem öffentlichen Feed, ähnlich wie bei TikTok, durch die vertikalen Videos wischen. Das Design ist eindeutig nicht neu und man kennt es bereits – genau, von TikTok. Dabei entscheidet ein Algorithmus, was den Nutzern gezeigt wird.
Snapchat bot an, seinen Nutzern für die beliebtesten Clips bis Ende des Jahres 2020 täglich eine Million Dollar zu zahlen. Casey Cam, TikTok-Star, berichtet, dass er fast 3 Millionen Dollar für seinen Content auf Spotlight verdient. Das Konzept geht auf. Laut The Verge erreichte Spotlight schon zwei Monate nach dem Start etwa 100 Millionen Nutzer. Mittlerweile werden laut Snap’s CEO Evan Spiegel durchschnittlich 175.000 Videos am Tag hochgeladen. Bei diesem massiven Wachstum im Jahr 2020 ist es nicht unwahrscheinlich, dass Spotlight auch im Jahr 2021 nun ja, im Spotlight stehen soll und die App erstrahlen lässt.
Denken wir an eine Video-Plattform, werden wohl die meisten von uns direkt an YouTube denken. Keine andere Seite steht so sehr fürs Videoformat wie YouTube und es ist nicht unwahrscheinlich, dass YouTube zur Beliebtheit TikToks bei der GenZ beitrug. Für YouTube ist klar: Die Konkurrenz durch TikTok ist gross und kann nicht mal eben ausgesessen werden. Daher startete auch YouTube im September 2020 ihr Konkurrenzfeature «Shorts».
«Shorts» feierte in Indien Debüt, wo TikTok offiziell verboten wurde. Seit Dezember hat sich die Zahl der Kanäle, welche die Shorts Video-Tools nutzen, verdreifacht. 3.5 Milliarden Aufrufe verzeichnet der Shorts-Player täglich. Nun wurde bekannt gegeben, dass Shorts auch in den USA bald eingeführt werden sollen. Ähnlich wie bei TikToks werden auch hier kurze, 15-Sekunden lange Videos hochgeladen und gegebenenfalls mit Tools wie Mehrsegment-Kamera, Geschwindigkeitsregler, Timer und einem Countdown aufgearbeitet. Auch die Watch-Experience bleibt nicht unbekannt. Nutzer*innen können vertikal durch die mit Musik hinterlegten Videos swipen.
Triller tat alles in ihrer Macht Stehende, um TikTok den Kampf anzusagen und Talente auf ihre Plattform zu ziehen. Dabei scheuten sie auch nicht davor zurück, Influencer*innen mit üppigen Geschenken abzuwerben. Die App, welche TikTok in Format und Design erstaunlich ähnelt, startet nun ein neues Feature «TrillerTV». Damit wagt sich Triller einen Schritt vor und führt ein lineares Programm mit Inhalten von Prominenten und Influencer*innen ein.
Unter anderem geplant sind eine Serie mit J.Lo’s Morgenroutine und Workout-Serien des Rappers 2 Chainz. «The D’Amelio Family Must Have’s» soll die durch TikTok berühmte Familie zeigen, wie sie ihre neuen Lieblingsprodukte und Marken testet. Auch eine Talkshow mit Host Perez Hilton ist geplant. Diese soll «ein neues und exklusives Ziel für die GenZ, Reality-TV-Stars und Promi-Klatsch» und ein herausstechender Moment sein, welcher Triller klar von TikTok abhebt. Diesen braucht Triller dringend, besonders nachdem es kürzlich geheissen hatte, sie schustern an ihren Nutzerzahlen herum.
Junge Leute, die mehr Zeit auf TikTok verbringen heisst weniger Zeit für Streaming. Das ist Netflix natürlich ein Dorn im Auge. Es überrascht daher nicht, dass auch die grösste Streaming-Plattform nun mit einem TikTok-ähnlichen Feature herumexperimentiert. Bereits vor zwei Jahren schaute sich Netflix bereits auf sozialen Netzwerken um und integrierte ein Story-ähnliches Format in seine Previews. Im November 2020 startete Netflix dann auch einen vertikalen Video-Feed im Vollbildmodus.
«Fast Laughs» enthält kurze Comedy-Clips aus eigens produzierten oder lizenzierten Inhalten und Schnipseln aus seinem Social Channel «Netflix Is A Joke», über welchen Netflix etwas längere Videos auf Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube teilt. Das Format des Feeds ähnelt dem von TikTok sehr, verfolgt es ein anderes Ziel. Netflix will seinen Nutzer*innen neue Anreize schaffen und helfen, neue Shows zu entdecken um so ihre Aufmerksamkeit auf der Streaming-Plattform halten.
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