Zillennials: Die vergessene Generation und warum wir ihr mehr Beachtung schenken sollten
13. Juli 2021, Kora Becker

Stell dir vor, du siehst einen Game Boy Color. Na, wirst du plötzlich nostalgisch?

 

Dann sind die Chancen recht hoch, dass du zur bislang vergessenen Generation gehörst. Du fühlst dich weder den Millennials zugeordnet, noch identifizierst du dich gänzlich mit der Gen Z? Du bist nicht mit Tablet in der Hand auf die Welt gekommen, aber kannst dich an eine Zeit ohne Internet auch nicht wirklich erinnern?

 

Willkommen in der unangenehmen Mitte zweier starr definierter Generationen, Zillennial!

 

Key Insights

  • Diejenigen, welche in den 90-ern geboren sind, sich aber weder zu den Millennials zählen, noch zur Gen Z gehören sind sogenannte Zillennials.
  • Eine vergessene Generation zwischen dem Nicht-Digitalen und dem Digital-First Zeitalter sind eine wenig genutzte Ressource für neue Meinungen
  • Sie verstehen beide Seiten der allgegenwärtigen Tech-Debatte wohl am besten, da sie beide Seiten noch kennen: die Seite mit und die ohne die immer stärker werdende technologische Verankerung.

 

Good news first

Die Diskussionen rund um Millennials und die Gen Z ist momentan kaum wegzudenken. Komisch, wenn man sich selbst nirgends zuordnen kann. Aber wir haben gute Nachrichten: Zillennials gibt es viele, du bist nicht allein. Wahrscheinlich würde sich die Mehrheit der 90er-Jahre-Kinder mittlerweile als Zillennial bezeichnen. Aber warum eigentlich?

 

Die 90er-Jahre-Kinder sind mit Technik um sich herum aufgewachsen. Aber sie waren nicht von Anfang an 24/7 damit beschäftigt oder online. Sie erinnern sich an die Atempausen vom Internet. Sie sind die Versuchskaninchen, welchen von klein auf das Tippen beigebracht wurde und bei welchen IT-Kurse zum ersten Mal im Lehrplan erschienen.

 

Aber sie kennen eben auch die andere Seite nur noch zu gut. Sie waren stolz, wenn man im Unterricht vom Bleistift zum Kugelschreiber wechseln durfte, tauschten in den Pausen Sticker, Pokémon-Karten oder Diddl-Blätter und diskutierten über irgendwas, was bei High School Musical passiert war.

 

Manchmal werden sie Millennials genannt, manchmal Gen Z. Aber sie sind weder das eine noch das andere. Sie sind eine Mischung, und einige Menschen meinen zu glauben, dass die Zillennials viele Antworten auf die Zukunft bereit halten, um mit dem rasanten Fortschritt der Technik besser umzugehen.

 

Ein paar Definitionen, damit wir uns auch richtig verstehen:

Millennials:

Geboren zwischen 1980 und Mitte der 90er-Jahre. Glaubt man dem allgemeinen Konsens der Medien ist ein typischer Millennial anspruchsvoll, selbstverliebt und finanziell schlechter gestellt als die Altersgenossen.

 

Andere Merkmale der Generation sind Informationsaustausch, Multitasking und eine Abneigung gegen das Sprechen am Telefon. Sie gelten als unternehmerisch und zeigen eine hohe Bereitschaft dazu, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Transparenz und Zusammenarbeit sind Millennials sehr wichtig.

 

Gen Z:

Geboren zwischen Mitte bis Ende der 90er-Jahre und 2010. Die Gen Z wird in den Medien gerne wie Aliens dargestellt. Ständig vor Bildschirmen oder am Smartphone, vorher nie gesehene Digital Natives die sich heute (warum auch immer) so anziehen wie die Millennials es in den 90ern taten. Die älteren Mitglieder der Gen Z werden gerne als ehrgeizig und engagiert dargestellt, welche sich um den, nun ja Mist kümmern, welche die vorherigen Generationen mehr oder weniger verzapft haben.

 

Die Gen Z ist eine Generation, welche laut Medien den Versuch startet, die Auswirkungen der glückseligen Ignoranz ihrer Vorgänger auszubügeln und rückgängig zu machen. Dabei sind sie frustriert über die mangelnde Beteiligung an Entscheidungsprozessen und sehen, was das Leben alles zu bieten hat. Die Work-Life-Balance ist ihnen daher besonders wichtig.

 

Die vergessene Generation

Zillennials sind im Übergang vom nicht-digitalen Zeitalter zum Digital-First aufgewachsen. Sie haben daher den Blick für das eine sowie den für das andere. Schenkt man einigen Meinungen da draussen glauben, so sind es die Zillennials, welche in der Lage dazu sind, beide Seiten differenziert zu betrachten. Es kursiert daher der Glaube, sie können besser verstehen und einschätzen, was in der (Online-)Welt gerade vor sich geht und wie damit umgegangen werden sollte.

 

Während Millennials an dieser Stelle oft late-to-the-party sind und die Gen Z sich eine Welt ohne Internet und Social Media so gar nicht vorstellen kann, sind Zillennials mittlerweile eine wenig genutzte Ressource für neue Meinungen. Zillennials können perfekte Agenten für Veränderungen sein, denn sie werden die Zeit vor dem digitalen Zeitalter nicht vergessen und sind sich daher bewusst, wie mächtig das Internet und die Technologie geworden ist.

 

 

Vorsicht, Bumerang!

Zielgruppen identifizieren und zu verstehen ist seit jeher die Grundlage von Werbung und Marketing. Altersgruppen in verschiedene sogenannte Generationen aufzuteilen und diese anhand einer begrenzten Anzahl gemeinsamer Merkmale in einen Topf zu schmeissen erscheint besonders heutzutage etwas naiv.

 

Keiner kann die Wichtigkeit leugnen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen zu identifizieren und verstehen zu wollen. Klar, die Einteilung der Jahrzehnte in Generationen kann Unternehmen dabei helfen, ihre Zielgruppen zu identifizieren. Die Identifizierung hilft wiederum dabei, bestimmte Verhaltensmuster besser nachvollziehen zu können und auf Grundlage dieser Muster, sinnvolle Werbung gezielt zu gestalten.

Aber was denn jetzt? Wie so oft im Leben darf man auch zwischen den Generationen keine harten Grenzen ziehen. Feingefühl ist gefragt, wenn es um das menschliche Verhalten geht.

 

Verallgemeinerungen waren nie mehr fehl am Platz wie heute und sollten flexibler gehandhabt werden. Denn nie gab es mehr Werkzeuge, um den Individualismus, welcher so stark mit den jungen Leuten dieser Zeit assoziiert wird, voranzutreiben und sich selbst auszudrücken. Und je mehr wir dies tun, je individueller wir werden, umso weniger effektiv und abschreckend können die unflexiblen Verallgemeinerungen werden. Was also einst als Vereinfachung dienen sollte, kann wie ein Bumerang zurückschlagen.