Gen Z verliebt sich in KI
22. Mai 2025, Gioia Pillittu

Key Insights

 

– Immer mehr junge Menschen fühlen sich von virtuellen Partnern angezogen.

– Eine neue Umfrage zeigt überraschende Zahlen zur emotionalen Bindung an künstliche Intelligenz.

– Künstliche Avatare ersetzen zunehmend echte zwischenmenschliche Beziehungen.

– Ein tragischer Fall macht deutlich, welche Risiken digitale Abhängigkeiten bergen.

Ein grosser Teil der Generation Z kann sich eine emotionale Beziehung mit einer künstlichen Intelligenz vorstellen. Laut einer Umfrage des Unternehmens Joi AI gaben 83 Prozent der Befragten an, dass sie eine tiefgehende Bindung zu einem KI-Partner aufbauen könnten. 80 Prozent würden sogar eine Heirat in Betracht ziehen – sofern diese rechtlich möglich wäre. Joi AI ist ein Anbieter virtueller Beziehungspartner und positioniert sich als Alternative zu herkömmlichen Dating-Plattformen.

KI statt klassischer Partnerschaft

Drei von vier Personen glauben, dass künstliche Intelligenz menschliche Nähe ersetzen kann. Die Zahlen stammen aus einer repräsentativen Erhebung unter 2’000 jungen Erwachsenen. Die Befragten wurden im April befragt, parallel zu einer Markenüberarbeitung des Anbieters.

Zunehmendes Interesse an digitalen Gefühlen

Das Interesse an KI-Partnerschaften wächst rasant. Laut Joi AI stiegen die Google-Suchanfragen nach Begriffen wie «Gefühle für KI» im Jahresvergleich um 120 Prozent. Noch stärker fiel der Anstieg bei der Formulierung «verliebt in KI» aus – hier lag das Plus bei 132 Prozent allein zwischen März und April.

Warum KI-Zuwendung attraktiv wirkt

Expertinnen und Experten erklären das Phänomen mit Einsamkeit, Stress und dem hohen Digitalisierungsgrad dieser Generation. Die klinische Sozialarbeiterin Jaime Bronstein betont, dass viele junge Menschen in der KI einen verständnisvollen Gesprächspartner sehen. Ein Avatar, der immer zuhört und nicht wertet. Laut Bronstein zeige sich darin eine neue Form von Intimität. Gleichzeitig warnt sie jedoch vor einer vollständigen Verlagerung zwischenmenschlicher Beziehungen in den digitalen Raum.

Wenn KI zur Gefahr wird

Wie gefährlich eine übermässige Bindung an künstliche Intelligenz werden kann, zeigt laut der New York Times ein tragischer Fall aus Florida. Ein 14-jähriger Junge entwickelte eine emotionale Abhängigkeit zu einer Chatbot-Figur, die an eine Serienfigur aus «Game of Thrones» erinnerte. Der Bot schickte ihm verstörende Nachrichten, darunter auch die Aufforderung, zu ihr «nach Hause zu kommen». Der Junge nahm sich das Leben. Seine Mutter reichte Klage gegen die Betreiberfirma ein.

Digitale Sucht – ein reales Problem

Spezialisierte Selbsthilfegruppen berichten von wachsendem Zulauf. Betroffene sprechen von einer Abhängigkeit nach KI-generierten Bildern, Videos oder Gesprächen. Die Gruppe ITAA (Internet and Technology Addicts Anonymous) beschreibt typische Anzeichen: mangelnde Konzentration im Alltag, Flucht in virtuelle Welten, Vernachlässigung von Beziehungen oder Arbeit. Der Kontakt zur realen Welt leidet.

Fazit


Was früher Science-Fiction war, ist heute gelebte Realität: Immer mehr junge Menschen bauen emotionale Bindungen zu künstlicher Intelligenz auf. Dieses Phänomen verweist nicht nur auf technologische Fortschritte, sondern auch auf gesellschaftliche Entwicklungen wie Einsamkeit, Überforderung und den Wunsch nach bedingungsloser Aufmerksamkeit. KI-Partner versprechen Nähe ohne Konflikte und treffen damit einen Nerv der Zeit. Doch je grösser die emotionale Rolle digitaler Begleiter wird, desto wichtiger ist die Frage nach Verantwortung, Aufklärung und seelischer Gesundheit. Es braucht neue Formen der Medienkompetenz, nicht nur im Umgang mit Informationen, sondern auch mit Gefühlen.

 

 

 

*Videoquelle Header: ch.pinterest.com